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Auswahl: Griechenland 2005

Mit dem Schiff von Venedig nach Patra, dann Delfi, Athen, Korinth
und Nordost-Peloponnes; Rückfahrt über die Alpen


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Hier ein kurzer Bericht über diese Reise:

Da wir am liebsten mit dem eigenen Auto in den Urlaub fahren, hatte Griechenland für uns bislang als unerreichbar gegolten, denn das wäre mit rund 2500 km Entfernung zu weit, und außerdem ginge die Strecke durch weniger sichere Balkanstaaten. Aber dann entdeckten wir die Möglichkeit, dass man auch auf verschiedenen Routen mit dem Schiff von Italien nach Griechenland fahren und dabei das Auto mitnehmen kann. Wir wählten die 34 Stunden dauernde Überfahrt von Venedig nach Patra.

Nach einer Zwischenübernachtung in Mittenwald und der sehr schönen Fahrt durch die Alpen über den Brenner und Cortina d'Ampezzo kamen wir trotz Stau auf der "Tangenziale Ovest" bei Mestre eigentlich rechtzeitig um 17 Uhr nach Venedig, hätten aber das Schiff fast nicht mehr erreicht, weil die Straßenführung im Hafen sehr unübersichtlich und schlecht ausgeschildert ist und wir daher die Anlegestelle unseres Schiffes zunächst nicht fanden und dann auf eine Richtungsfahrbahn gerieten, auf der wir erst noch mal zurück nach Mestre fahren mussten. - Bei der Ausfahrt aus Venedig fährt das Schiff mit verminderter Geschwindigkeit durch den Canale di San Marco ganz nah auch am Markusplatz vorüber. Die Überfahrt mit zwei Übernachtungen in einer Innen-Kabine (also ohne Fenster - ist billiger) verlief bei ruhiger See und Sonnenschein sehr schön und erholsam.

Als Stationen für den Aufenthalt in Griechenland hatten wir uns Delphi, Athen und Korinth vorgenommen, denn es ging uns um die griechische Antike, daneben aber auch um orthodoxe Kirchen und Klöster. Gleich nach unserer Ankunft in Patra, das im Nordwesten der Halbinsel Pelopónnisos am Eingang des Golfes von Korinth liegt, beeindruckte uns auf der Fahrt nach Delphi die einzigartige Landschaft: hohe Berge und das Meer. Die italienische Riviera, die wir im Jahr zuvor durchfahren hatten, ist nicht so schön. Kurz vor Delphi konnten wir auf einem herrlich gelegenen Campingplatz einen preiswerten Campinganhänger mieten. Am Nachmittag besuchten wir dann das nahegelegene Kloster Osios Lukas. Hier gab es für uns Fremdlinge gleich einige Besonderheiten:

- Klosterwein: "Hier gibt es einen sehr guten Wein" stand geschrieben, und der junge Mann am Verkaufsstand sprach auch ein wenig deutsch. Wir sollten den Wein kosten. Er schmeckte gut. Nach Verhandlung haben wir 2 Flaschen Rotwein für zusammen 6 € gekauft. Hinterher war uns der Wein in 1,5-Liter-Plastikflaschen mit Schraubverschluss ohne Etikett verdächtig. Aber nach paar Tagen stellten wir in einem Supermarkt fest, dass das ordentlicher Tischwein in landesüblicher Handelsform ist. Nur bekommt man ihn da ca. 40% billiger.

- Ein Vespergottesdienst im Kloster, der so gar nicht unseren durch die russisch-orthodoxe Kirche bestimmten Erwartungen entsprach. Später erfuhren wir, dass dieser Gottesdienst-Stil für Griechenland normal ist (kein Chor, lange Solo-Rezitationen von Gebeten - meist gesungen in der uns fremden griechischen Melodik). Gestaunt haben wir über die schnelle Zunge der Griechen, wenn sie manchmal "Kyrie eleison" ständig wiederholen mit einer Geschwindigkeit von schätzungsweise dreimal pro Sekunde.

In Delphi fanden wir viele alte Steine, von denen aber nicht allzu viele "ein Stein auf dem anderen" angeordnet waren - außer bei dem neu gebauten Museumsgebäude, das die besonders wertvollen Statuen, Reliefs usw. vor Umwelteinflüssen schützt. Die Felsspalte der Pythia fanden wir nicht, und vom Tempel ihres Gottes Apollon fanden wir nur den untersten Teil und wenige Säulen.

Weiter ging es nach Athen, wo wir im nördlichen Vorort Kifisía ein bezahlbares Hotelzimmer fanden. Für den Weg von hier zur S-Bahnstation waren wir auf ein Taxi angewiesen, was aber nicht besonders schwierig war. Die riesige Stadt Athen (Großraum 4 Mill. Einwohner = 40 % aller Griechen) bietet nichts bis auf den historischen Bereich mit Agorá, Areopag und Akropolis bzw. was von all dem noch übrig ist. Und das ist sehr beeindruckend, hier sind noch ziemlich viel "ein Stein auf dem andern".

Hier etwas zur Sprache der Griechen: Solche, die an Touristen Geld verdienen (im Hotel, Camping usw.), sprechen meist ganz passabel englisch, nur sehr selten deutsch. Aber wenn man auf der Straße jemanden was fragen will (Einleitung: "Kali mera, miláte angliká?" [Guten Tag, sprechen Sie englisch?]), erfährt man meistens: "Ochi - monó elliniká" [Nein - nur griechisch]. So auch oft bei Taxifahrern, so dass man für die Fahrt zum Bahnhof wissen sollte, dass dieser "sidirodrómikos stathmós" heißt, und für die Rückfahrt zum Hotel zeigt man am besten die Visitenkarte des Hotels hin. Übrigens sind fast alle öffentlichen Aufschriften neben griechisch auch englisch. Es gibt aber für die Transliteration griechischer Namen ins lateinische Alphabet keinen festen Standard. Zur eindeutigen Identifizierung von Ortsnamen hält man sich also lieber an die griechische Originalschrift.

Zum Straßenverkehr: Als wir von Athen nach Korinth fahren wollten, sind wir eine gute Stunde im engen Straßennetz der nördlichen Athener Vororte herumgeirrt, bis wir die richtige Ausfahrt fanden, weil auf unserer neu gekauften Straßenkarte ein Autobahnverbindungsstück nicht verzeichnet war, das wohl schon 10 Jahre existiert hatte. Überhaupt war diese Karte reichlich ungenau. Einen Autoatlas von in Mitteleuropa üblicher Genauigkeit bekamen wir trotz intensiver Bemühungen nicht zu kaufen. Dafür war das Benzin viel billiger (0,86 €) als in Deutschland (seinerzeit 1,20). Das Autofahren nach dem landesüblichen "griechisch-römischen Stil" ist auch nicht immer einfach, aber es ist Gott-sei-Dank nichts passiert, nur dass unser Auto am Ende so staubig war wie hier sonst nie. Und das schon im April - es hat ja auch die ganzen zwei Wochen dort kaum einen Tropfen geregnet.

Schließlich waren wir noch einige Tage in einem modernen Hotel am Meer unweit Korinth, wo wir den uns zunächst angebotenen Zimmerpreis (100 €) auf 50 € runtergehandelt haben. Das war dann zwar auch ein einfacheres Zimmer, aber immer noch sehr gut: mit Kühlschrank und einem Fernseher, aus dem uns gleich beim ersten Einschalten der gerade neue Papst Benedikt XVI. über das ZDF entgegentrat. - Von diesem Standort (Nordost-Pelopónnisos) besuchten wir Alt-Korinth und den Berg Akrokórinthos, den Kanal von Korinth, Epídavros, Navplio mit seiner mittelalterlichen venezianischen Festung und schließlich noch Mikíne mit dem berühmten Löwentor. Am Kanal von Korinth haben wir in einer einfachen Gaststätte an frischer Luft zu Mittag gegessen und waren dabei von 2 Hunden und einigen Katzen (anscheinend alle herrenlos) umgeben, die lauerten etwas abzukriegen. Als ich mit dem Essen fast fertig war und ein durch den Kanal fahrendes Schiff filmte, hat sich eine Katze den Rest des Fleisches von meinem Teller geholt.

Die Rückfahrt mit dem Schiff ab Patra begann genau mit dem Beginn des Ostersonntages (nach orthodoxer Festlegung dieses Jahr am 1. Mai). Das war sehr beeindruckend, wie beim Ablegen des Schiffes um null Uhr an Land ein Feuerwerk losging und alle Glocken läuteten, im Hafen die Sirenen aller Schiffe heulten und die Leute unserer Schiffsbesatzung (alles Griechen) sich gegenseitig umarmten und mit "Christós anésti" grüßten. Auf dem Schiff war dann im Fernsehen stundenlang griechischer Ostergottesdienst zu sehen. Wir hatten auch zuvor in der Kleinstadt Examília den griechischen Karfreitag erlebt und konnten feststellen, dass es in diesem Lande noch eine Volkskirche gibt, die man an Intensität mit Polen vergleichen könnte. Auch fanden wir etliche ganz neu gebaute Kirchen mit neu gemalten Ikonen, aber alles im alten Stil wie eh und je.

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